Home
Bildbearbeitungstechnik
Erstellung von Summenbildern
All Pictures © P.Knappert
Alle Bilder dieser WebSite © P.Knappert


Ich werde oft gefragt mit welchen Programmen ich meine Astro-Summenbilder erstelle.
Es gibt hier nur zwei Programme mit denen ich hauptsächlich die Bilder meiner Canon Kameras bearbeite:
DeepSkyStacker und Fitswork :-)

In diesem Kapitel möchte ich auf die Handhabung von DSS etwas näher eingehen um auch dem Einsteiger  im Bereich der
Astrofotografischen Bildverarbeitung gleich zu Anfang ein paar Grundeinstellungen an die Hand zu geben, mit deren Hilfe
man eigentlich sofort schöne Summenbilder erstellen kann. Vorausgesetzt das Rohmaterial hat eine gewisse Güte.
Fitswork (von Jens Dierks) und DSS(von Luc Coiffier) sind die momentan besten Freeware-Programme die es für die astronomische Bildbearbeitung gibt

Rohdatenmaterial

Generell gibt es zwei Arten der "Vorauswertung" von Rohdaten. Im ersten Fall lässt man die Kamera des Dunkelbildabzug gleich nach der Aufnahme machen, was natürlich vom zeitlichen Aufwand her die doppelte Zeit kostet aber nach meinem momentanen Erfahrungsstand das beste Ergebnis bringt. Da ja aber bekanntlich das Wetter in Mitteleuropa nicht immer gut ist und Aufnahmezeit daher kostbar ist, kann man auch auf den Dunkelbildabzug sofort nach der Aufnahme verzichten und das Dunkelbild zu einem anderen Zeitpunkt machen.

Im nachfolgendem Beispiel der Plejaden soll mit erzeugten externen Darks gearbeitet werden, die im Nachhinein erstellt worden sind.

Erstellung von Darkframes

1. Die Belichtungszeit der Darks sollte in etwa der der eigentlichen Aufnahme entsprechen, darf aber auch ca. 15% nach oben oder unten abweichen, zumindestens bei meinen Canons (30d und 50d) ist das so. Die Temperatur die bei der Darkaufnahme vorhanden ist sollte auf etwa +/- 2 Grad der Temperatur  der Orginalaufnahme entsprechen
3. Da alle Kameragehäuse die Temperatur an die Umgebung abgeben, ist es ratsam die Kamera wieder am Teleskop anzubringen und das Ganze ins Freie zu stellen.
Hier sind die Kameragehäuse aus Magnesium die "temperaturstabileren"
4. Von "Tiefkühltruhen" Dark-Anwendungen der Kamera halte ich nichts, weil es dadurch später zu einem Feuchtigkeitsbeschlag des CMOS-Sensors kommen kann, was die Kameras dann beschädigt.
5. Es sollten auf jeden Fall Flats für den Stackingprozess verwendet werden.


Ausgangspunkt

Ich werde das untere Beispiel unter Verwendung von Kameradaten meiner H-Alpha modifizieten Canon 30d erläutern.
Wichtig ist dass der RAW-Plugin von David Coffin auf dem PC vorhanden ist, damit die RAW-Konvertierung überhaupt durchgeführt werden kann

4 Orginal Aufnahmen der Plejaden, 4 Darks und 4 Flats
Natürlich erzeugen "nur" 4 Aufnahmen ein etwas verrauschtes Endergebnis, aber schon bei ISO 800 und etwa 10 Aufnahmen ergibt sich ein erstaunlich rauscharmes Summenbild.

Wir starten DSS und laden zuerst mal alle Dateien:

Start

Wie man leicht erkennen kann sind:

 012.CR2 bis 016.CR2 die Lightframes, 020.CR2 bis 023.CR2 die Darkframes uns IMG_1943.CR2 bis IMG_1946.CR2 die Flats
Damit DSS das Ganze jetzt richtig bearbeiten kann sind allerdings noch ein paar Einstellungen mehr nötig. Wichtig ist auch, dass man ein gutes Referenzbild auswählt. In unserem Fall ist das die RAW-Datei 012.CR2

Einstellung der RAW Daten

Hier wird eingestellt wie die RAW-Daten eingelesen werden sollen. Ganz wichtig ist, dass eine Darkframe-Korrektur "immer" im RAW-Format erfolgen sollte und zwar sofort nach der Debayerisierung des Lightframe (!).  Das ist nur gewährleistet, wenn Lights,Darks und Flats im RAW-Format eingelesen, interpretiert und verarbeitet werden.

Einstellung RAW

Ein paar Anmerkungen hierzu:
Die Helligkeit gibt an, wie hell die Einzelbilder nach der RAW-Konvertierung werden sollen. Im obigen Plejadenbeispiel wurde
kein Filter verwendet, daher hier etwa 3-5, bei Verwendung eines IDAS-LP2 oder CLS kann man hier mit etwa 10-12 arbeiten.
Die Rotskala gibt an, wie stark der Rotgradient nach der RAW-Wandlung anhgehoben werden soll. Bei h_alpa umgebauten
Kameras sollte dieser Wert 1.2 nicht überschreiten. Für den Blauanteil gilt dasselbe. Meine Standardwerte sind hier
für Rot:1.15 und Blau 1.05
Zu Anfang sollte man mit dem automatischen Weissabgleich arbeiten, der ergibt schon ein tolles Farbgleichgewicht des Summenbildes
Der Schwarzpunkt sollte nicht aktiviert werden, weil daduch der Himmelshintergrund zu sehr abgeschnitten wird.
Als Standarddebayerisierung sollte AHD eingeschalten werden. Das ist in etwa von der Farbinterpretation auch die Debayerisierung die Canon selber verwendet.

Als nächstes laden wir die Registrierungs-Einstellungen:

Reg_001

Und dann das TAB-Control Erweitert

Reg002

Hier stellt man den Sternerkennungs-Schwellenwert ein. Ein kleinerer Wert bedeutet, dass "mehr" Sterne für das Zentrieren der  Einzelbilder verwendet werden.
Ein größerer bedeutet "weniger" Sterne für den Zentrierprozess. Wenn man nicht gerade ein Bild verarbeitet dass ein Objekt innerhalb der Milchstrasse mit unzähligen Sternen zeigt, reicht der Wert 20 sehr gut aus. Für Objekte allerdings wie M20,NGC7000 ist es ratsam hier 5%-10% auszuwählen. Bei wenigen Bildern sollte auch der Medianfilter als Vorfilter eingeschalten werden.

So, jetzt wenden wir uns den eigentlichen Stacking-Parametern zu und wählen den Modus aus, der festlegt wie das Summenbild aussehen soll:

Reg003

Im Standard-Modus wird das Bildfeld des Referenzbildes als Auswahl genommen.

Als nächstes legt man fest, nach welcher Methode die Summenbilder gestackt werden sollen
Hier werden jetzt pro Bildposition x und y die Intensität aller RGB-Punkte aufsummiert und durch die
Anzahl der Bilder geteilt. Ein neues Pixel des Summenbildes hat hier also die Formel:
SummenbildPixel(x) = (LightPixel(xi)+...+ LightPixel(xn)) /n
Diese Auswertung von XQUER als Durchschnittswert funktioniert bei allen Bildern. Will man allerdings Satellitenspuren oder ähnliche Bildfehler
unterdrücken, so sollte man die Kappa-Sigma Clipping Methode nehmen. Am besten aber fängt man mit der Druchschnittsmethode an und  retuschiert Flugzeugspuren etc. mit dem Healing Brush in Photoshop :-)
 

Ref_004

Wichtig ist hier noch die Hintergrundkalibrierung. RGB bedeutet, dass immer ein kompletter RGB-Wert des Hintergrundes kalibriert wird. Die
andere Methode ist pro Kanal den Hintergrund zu kalibrieren. Aber immer zuerst einmal das Einfachere auszuprobieren.
Nachdem wir jetzt das "Light" von der Eigenschaftsseite her festgelegt haben definieren wir dasselbe für das "Dark"

Reg_007

 Hier sollte immer dasselbe Verfahren ausgewählt werden wie beim "Light"

Jetzt müssen nur noch die Stacking-Eigenschaften der "Flats" festegelegt werden
Hier wird ein Summenflat erzeugt, dass von jedem "Light" dann subtrahiert wird.
Hier eine kurze Anmerkung zum Erstellen eines Flats. Generell sollte das "Flat" denselben ISO-Wert besitzen wie "Light" und "Dark" und
es sollten immer Dämmerungsflats gemacht werden.... so weit so gut...

Diese Art der Flaterstellung ist schon längst überholt. Flats kann man zum Beispiel sehr gut mit einer Canon DSLR mittels Blendenautomatik erstellen.
Einfach am Tag das Teleskop senkrecht nach oben richten. Auf die Teleskopöffnung ein weisses DIN A2 Blatt eines Zeichenblocks legen,
ISO 100 einstellen. Die Kamera ermittelt nun die exakte Belichtungszeit und los gehts mit der Aufnahme.
Wenn man jetzt noch vielleicht um 1/3 Belichtungsstufen der Automatik zurückgeht bekommt man sehr gut ausbelichtete Flats. Das habe ich schon immer so gemacht und die Ergebnisse werden sehr gut.

Reg_008

Hier entweder "Median" oder "Durchschnitt" einstellen. Ich konnte bei meinen Bildbearbeitungen hier noch keinen signifikanten Unterschied erkennen.
Jetzt noch die nachfolgenden TAB-Control Daten einfach mal so übernehmen:

Reg_009

Reg_010

Wichtig ist hier bei der "Kosmetik" dass diese nur dann aktiviert werden sollte, wenn tatsächlich "Darkframes" verarbeitet werden.
Bei kamerainternem Darkframes ist es ratsam diese Parameter zu deaktivieren (!)

Reg_011

So, mit diesen Einstellungen müßte eigentlich schon ein recht ordentliches Summenbild entstehen

Nach  dem Stacken sieht das Summenbild recht hell aus, weil DSS den Kontrast immer selber kalibriert. Jetzt einfach das Bild speichern mit
"Bild speicher unter" und bitte das Bild so speichern mit "Anpassungen im gespeicherten Bild einbetten, aber nicht anwenden" sonst wird dieser
Powerkontrast später im TIFF File angezeigt :-)

Reg_012


So und nun schauen wir uns das fertig gestackte Summenbild an:


M45

ZählerBesucher